Da war sie wieder - die Lesebühne. Zum zweiten Mal gastierte die Lesebühne BRÜCKEN-RAUM auf der Kranhaus Bühne zusammen mit fast 50 Gästen.
Lesebühne, das ist spannend. Es ist lustig, wild und ungezwungen zugleich. Hier stellen Elmshornerinnen und Elmshorner ihre selbstverfassten, mal kritischen, oft unterhaltsamen Lieblingstexte
vor.
Initiator Artur Hermanni ludt ein zu einem ganz besonderen Literaturabend. Mit seinem elektronischen Klavier gab er den musikalischen Rahmen und gemeinsam mit Moderator Reinhold
Szews begleiteten beide die Lesebühnen-Gäste durch den Abend.
Notizen zur Nachlese
Lesebühne im Kranhaus 01.08.2019 von Nina Bürgener
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Horst Marn
In vertraut bayerischer Mundart trägt Horst wieder eine bunte Reihe Gedichte vor: Kritische Gedanken über „Lügen“, warnende Worte zur Natur und ihrem gegenwärtigen Zustand, eine
„Sonntagspredigt“ sowie zwei humorvolle Gedichte über den Wellensittich „Peter“ und eine „Schwarze Hose“, welche auch noch nach Jahren nicht ausgedient hatte.
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Sabine Kück
Sabine lässt uns mit sensiblen Worten Anteil nehmen an einer echten Herzensangelegenheit: Im Prosatext „Wohin du schaust“ zeichnet sie die letzte Begegnung zwischen ihr und ihrer
langjährigen, engen Freundin nach, welche sich der Krebserkrankung ergeben muss. Fühlbar läuft die Lebenszeit ab und lässt die Konstanten Zeit und Raum verschwimmen. Stattdessen wird die
Frage präsent: „Was ist wirklich wichtig im Angesicht der Vergänglichkeit?“ Still werden. Sich besinnen. Wohin schaut ein Mensch, wenn er todgeweiht ist?
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Barbara Marn
Barbara trägt uns zwei Gedichte vor, deren Protagonisten aus dem Tierreich stammen: Hund und Ameise. Nachdenklich versetzt sie sich in die Rolle des Hundes und macht uns offenbar, dass ein
Hund, so gerne er dem Menschen dient, seine Freiheit dafür opfert. Anschaulich entfaltet sie auch die Beziehung von Mensch und Ameise – die besser nicht allzu nah sein sollte.
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Maiken Brate
Maiken liest ihre Kurzgeschichte „Ausflug zum See“. Plastisch schildert sie die Begegnung zweier Frauen, welche zunächst als einander vollkommen fremd erscheinen, sich aber überraschend am
Ende der Geschichte als Mutter und Tochter entpuppen: Die Tochter noch mitten im Leben, die Mutter an Demenz erkrankt im Seniorenheim.
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Beate Hansen
Der Prosatext von Beate ist eine einfühlsame Geschichte, die nach innen schauen lässt: „In meinem Herzen“. Ohne dass es
auch nur entfernt in Kitsch abgleitet, porträtiert sie ein Hotel als Ort des Herzens und der Seele und erschafft eine Atmosphäre, in der sich ein jeder zutiefst wohlfühlen und fallenlassen
kann, einschließlich ihrer selbst als Gastgeberin.
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Nina Bürgener
Nina trägt drei Gedichte vor. Die ersten beiden schildern die bittere und schmerzvolle Seite der Liebe, im dritten
Gedicht schafft sie einen Kontrast und hält ein humorvolles Plädoyer für die hässliche Seite im Menschen.
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Uwe Singelmann
Uwe hat zwei Kurzgeschichten für uns, die sich in Düsterkeit in nichts nachstehen: Die Frau, die sich in Gefahr wähnt und dennoch vor Verzweiflung mit einem wenig Vertrauen erweckenden Mann
mitgeht - um schließlich, der Begegnung entronnen, doch noch durch die Hand eines Fremden zu Tode zu kommen. Der zweite Text, letztendlich ein Beziehungsdrama, sparsam in der Handlung, dafür
umso ausdrucksstärker die Atmosphäre zeigt einen Mann auf einer kalten nackten Brücke, der sich vor der eigenen Frau retten muss, da diese ihn mit dem Messer attackiert.
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Heide Jacobs-Lankau
Heike kombiniert ihre vier kurzen Texte mit eigenen farbenkräftigen Bildern: Ein Zusammenspiel der Farben, eine
stille Kommunikation, ein „Lebensregen“ und im letzten Bild ein einfühlsamer Nachruf auf die Beziehung zu einem Freund, welcher an Krebs verstorben ist.
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Patrizia Held
Patrizia präsentiert das stille Drama einer Achtzigjährigen, welche allein ihr kleines, liebevolles Leben führt und genau dessen beraubt wird: „Verloren“. In brutaler Alltäglichkeit wird in
ihrer Abwesenheit ihre Wohnung geräumt – die Mietverpflichtungen waren der Hochbetagten entglitten. Die alte Frau mit ihrer Katze im Treppenhaus, vor verschlossener Tür – die letzte Szene
trifft mitten ins Herz.
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Reinhold Szews
Reinhold zeigt in seiner Kurzgeschichte „Dezembermorgen“ wie das Thema Klimaschutz durchaus in das Bewusstsein der Menschen dringt, dort aber leider in Alltagsroutinen, abgestorbenen
menschlichen Beziehungen und Small-Talk-Geplänkel zur Banalität verkommen muss. So stimmt die Geschichte schlussendlich nachdenklich und lässt einen auf die eigene Herangehensweise zum Thema
Klimawandel schauen.